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Gemeinsam schreiben, gemeinsam vernetzen

Teilnehmende der „Writing Weeks“ diskutieren über ihre Texte

Teilnehmende der „Writing Weeks“ diskutieren über ihre Texte
Bildquelle: Heike Kampe

Wer an seiner Promotion schreibt, kennt es vielleicht: Die Experimente liefen gut, die Daten sind erhoben und ausgewertet, die Literaturrecherche abgeschlossen und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Jetzt könnten die vergangenen intensiven Jahre mit einer guten Dissertation gekrönt werden. Doch viele Promovierende schieben die ersten Schritte vor sich her oder kommen nicht richtig mit dem Schreiben voran. Sie fühlen sich angesichts der Aufgabe, ihre Forschung in einem gut lesbaren und aussagekräftigen Text zusammenzufassen, überfordert. Doch es hilft alles nichts, wer promovieren möchte, muss seine Forschungsergebnisse zu Papier bringen – entweder in Form einer Monografie oder in mehreren Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften.

An genau dieser Aufgabe arbeiten an diesem sonnigen Freitag 14 Promovierende an der Dahlem Research School der Freien Universität Berlin (FU). Sie sitzen in Zweier- und Dreiergruppen zusammen und diskutieren intensiv über ihre Texte, die sie in den vergangenen Tagen und Stunden erstellt haben. Es ist der letzte Tag der „Writing Week“ – einer Schreibwerkstatt, in der sie lernen, Schreibprozesse klarer zu strukturieren, Blockaden zu überwinden und Kapitel für Kapitel voranzukommen. Wie fange ich an? Wie starte ich einen neuen Absatz? Und wie verliere ich den roten Faden nicht? Schreibtrainer Anselm Spindler unterstützt die Promovierenden in allen diesen Fragen und erklärt ihnen nicht nur, welche Schreibtechniken hilfreich sind, sondern auch, wie gutes Zeitmanagement gelingt.

Die Nachfrage ist groß

Die regelmäßig stattfindenden „Writing Weeks“ sind eines von insgesamt fünf Modulen des Graduate Studies Support Program, mit denen die Berlin University Alliance Promovierende aller vier Verbundpartnerinnen auf ihrem Karriereweg unterstützt. Aleksandra Skoric von der Dahlem Research School der FU konzipierte und organisiert die Schreibwochen, die vier Mal jährlich stattfinden. „Die Nachfrage nach diesem Angebot ist sehr groß, der Workshop ist jedes Mal ausgebucht und weitere Interessierte stehen auf der Warteliste“, erzählt sie. In der Werkstattwoche sollen die Promovierenden gemeinsam Zeit und Raum für konzentriertes Schreiben finden. Im Austausch miteinander und durch Anleitung eines erfahrenen Schreibtrainers lernen sie, das eigene Schreiben zu reflektieren und effizient und motiviert zu arbeiten. „Das funktioniert ganz toll im Tandem und in Gruppen“, erklärt Aleksandra Skoric.

Felix Schott gehört zu den Promovierenden, die einen Platz in der Schreibwerkstatt ergattert haben und das Angebot nutzen. Er promoviert in den Rechtswissenschaften, im Bereich Völker- und Verfassungsrecht. „Der Workshop ist gut investierte Zeit“, sagt er. „Ich lerne Dinge, die ich für meine Dissertation, aber auch für viele andere Projekte nutzen kann.“ Er kennt das Gefühl, nicht richtig voranzukommen mit dem Schreiben, dass alles etwas zäh und mühsam ist. „Es ist dann hilfreich, sich zwischendurch die Zeit zu nehmen und zu reflektieren, sich zu überlegen, wie man die Arbeit am besten strukturiert.“ Die Schreibwoche hat er genau dafür genutzt und seiner Arbeit einige Seiten hinzugefügt.

Eine gute Schreibatmosphäre ist wichtig

„Zu Beginn des Workshops gibt es immer kleine Impulsbeiträge zu Themen, die am häufigsten Beratungsbedarf erzeugen“, beschreibt Aleksandra Skoric die Inhalte der Writing Weeks. Das lange Aufschieben der häufig ungeliebten Aufgabe, die richtige Struktur der Arbeit oder Möglichkeiten der Veröffentlichung sind dabei ebenso Thema wie das Formulieren einer prägnanten Zusammenfassung. Ein positiver Nebeneffekt der Schreibgruppen sei, dass die Promovierenden lernten, über den Tellerrand des eigenen Forschungsgebiets hinauszuschauen und über Fächergrenzen hinweg Ideen für interdisziplinäre Forschungsprojekte zu entwickeln. „Das ist eines der Zieleen des Graduate Studies Support Program: Vom ersten bis zum letzten Modul entstehen stabile Netzwerke, die weit über die Promotionsphase hinaus Bestand haben“, betont Aleksandra Skoric. Aus der Schreibwoche heraus entstand zudem eine weitere Initiative, die Promovierende in der Schreibphase besonders unterstützt: das Schreibcafé. An jedem Donnerstag treffen sich dafür Promovierende online, um gemeinsam an ihrer Doktorarbeit zu schreiben und sich vom anwesenden Schreibtrainer individuell beraten zu lassen.

„Dranbleiben und sich eine gute Schreibatmosphäre schaffen“ – diesen Tipp gibt Felix Schott all jenen, die gerade in derselben Situation wie er sind und ihre Promotion zum Abschluss bringen wollen. Eine optimale Atmosphäre zum Schreiben könne bei jedem ganz unterschiedlich aussehen. „Mir hilft es, Ablenkungsmöglichkeiten zu reduzieren, mit anderen zusammen zu schreiben und wenn sich konzentrierte Schreibphasen mit gemeinsamen Kaffeepausen abwechseln.“