OX|BER Old Norse Summer School
Studierende und Dozent*innen der English Faculty der Universität Oxford und des Nordeuropa-Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin kamen vom 12. bis zum 15. September in einer Summer School in Berlin zum intensiven Austausch zusammen.
News vom 21.09.2022
Die English Faculty der Universität Oxford und das Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin sind im anglophonen und deutschsprachigen Bereich führende Zentren für das Studium der altnordisch-isländischen Literatur und der skandinavischen Kultur des Mittelalters. Den Studierenden in der anglophonen Welt fehlt es zunehmend an Deutschkenntnissen, um die umfangreiche deutschsprachige Sekundärliteratur auf diesem Gebiet zu erfassen, während für deutschsprachige Studierende Englischkenntnisse mittlerweile unerlässlich sind. Prof. Dr. Carolyne Larrington und Prof. Dr. Lukas Rösli sahen eine Möglichkeit, die Kluft zwischen den beiden Traditionen zu überwinden: Im Rahmen einer Summer School wurden Studierende und Dozierende aus Oxford und Berlin in Berlin zusammengebracht. Ein Gegenbesuch in Oxford ist für das Frühjahr 2023 geplant.
An der Summer School nahmen jeweils fünf Studierende der beiden Hochschulen und Mitglieder des Lehrkörpers teil. Am ersten Tag stellten die Studierenden einander ihre sehr unterschiedlichen Dissertationsthemen vor und beantworteten Fragen. Am zweiten Tag organisierten Lehrkräfte aus Oxford und dem Nordeuropa-Institut „Masterclasses“, die unter dem Thema „Medialität oder (Re)Mediation“ standen. Diese untersuchten, wie sich altnordisches Material – Texte, Bilder, Themen, Figuren, Ideen – verändert und mutiert, wenn es in verschiedene Medien übertragen wird. Die erste Sitzung konzentrierte sich auf ein ikonisches Bild aus der altnordischen Prosa Edda; die zweite untersuchte Text, Bild und Organisation in frühneuzeitlichen Manuskript- und gedruckten Buchversionen desselben Textes. Es folgten Seminare zum Thema Wikinger und skandinavisches Mittelalter – in Fernsehserien, Filmen, Videospielen und Neuverfilmungen, zu Fragen der Übersetzung für ein breites Publikum und zum Geschichtenerzählen im schulischen Kontext, mit Fotos und einer Reihe spannender und einfallsreicher Requisiten. Den Abschluss bildete ein Gastvortrag von Dr. Nicolas Meylan von der Universität Lausanne, der über moderne Vorstellungen von altnordischer Magie, ihre Beziehung zum Neuheidentum der zweiten feministischen Welle und zu zeitgenössischen rechtsextremen politischen Gruppierungen sprach.
Die britischen Studierenden lernten viel über die verschiedenen Herangehensweisen an die altnordische Literatur und Kultur und erhielten einen Einblick in eine Reihe von interdisziplinären Methoden; die Berliner Studierenden erfuhren viel über die literarischen und manchmal komparativen Interessen ihrer Oxforder Kommiliton*innen. Mit Spannung erwarten die Oxforder nun den Besuch des Berliner Teams im nächsten Frühjahr am St. John's College zu einem Programm, das sich mit altnordischer Materialität und der Vermittlung dieser Materialien aus museologischer Sicht befassen wird und auch in Termine in Oxfords Museen und Bibliotheken beinhalten wird. We are already looking forward to it!