Erste Audre Lorde-Gastprofessur: Prof. Dr. Maisha M. Auma
Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/2022
Als Erziehungswissenschaftlerin und Geschlechterforscherin bündelt und aktualisiert Maisha M. Auma Forschungsansätze, die sich mit ungleich verteilter sozialer Macht, mit Privilegienstrukturen und mit Teilhabebarrieren befassen. „Die Geschlechterforschung hat im Berliner Wissenschaftsraum bereits enorm viel bewegt“, sagt Maisha M. Auma. Doch es gebe weiterhin Handlungsbedarf: Erst wenn existierende Exklusionsmuster erkannt werden, können Diskriminierte nicht nur teilnehmen, sondern dauerhaft einbezogen werden – und die Geschicke der wissenschaftlichen Institutionen mitlenken.
„Bislang spiegelt die Berliner Wissenschaft die hyperdiverse, postmigrantische Realität der Berliner Gesellschaft noch nicht wider“, so Maisha M. Auma. Multiperspektivität in Forschung und Lehre sei die Aufgabe gegenwärtiger und zukunftsfähiger Diversitätspolitiken und -forschung. „Es gilt, homogene soziale Räume zu transformieren, damit die Vielfalt der Gesellschaft wissenschaftlich institutionalisiert werden kann.“ Als schwarze Frau bringt Maisha M. Auma Erfahrungen nicht selbstverständlicher Zugehörigkeit zum Wissenschaftsbetrieb mit: „Ich habe dieses Wissen im Rahmen der deutschsprachigen Erziehungswissenschaften, der Gender Studies und der Kindheitswissenschaften machtkritisch und reflexiv bearbeitet und geschärft.“ So analysiert die Forscherin soziale Wirklichkeit intersektional, aus den Perspektiven jener Gruppen, die wenig soziale Macht besitzen. Sie arbeitet konsequent transnational, sowohl an Themen der diversitätspädagogischen Forschung als auch der intersektional-rassismuskritischen Theorie und Praxis.
„Neue und wichtige gesellschaftliche Fragen, Debatten und Forschungsschwerpunkte sind im Berliner Raum etwa die diversitätsorientierte Restitutionsforschung“, betont Maisha M. Auma. „Dass Berlin als ehemalige Kolonialmetropole jetzt politische Verantwortung übernimmt, koloniales Unrecht wie den Genozid gegen die Namaqua und Herero oder die Rückgabe geraubter Gegenstände zu thematisieren, gibt Anlass zur Hoffnung, dass rassistisch marginalisierte Gruppen und postmigrantische Realitäten in Berlin, einschließlich der Wissenschaft, institutionell sichtbar werden. Die Berlin University Alliance übernimmt dabei eine zentrale Rolle, diese Gegenwartsthemen zu fundieren.“
Die Gastprofessur des DiGENet im Querschnittsbereich Diversity and Gender Equality der BUA strukturiert Teilaspekte dieser Debatten und der daraus generierten Forschungsfragen in Form von öffentlichen Ringvorlesungen, Seminaren und Kolloquien.
Den Anfang machte „Yallah Diversity“ im Sommersemester 2021. In dieser öffentlichen Seminarreihe thematisierte Maisha M. Auma theoretische Begriffe wie „postmigrantisch“, „dekolonial“ und „rassismuskritisch“ mit Akteurinnen und Akteuren der Berliner Wissenschaftslandschaft.
Im Wintersemester 2021/2022 beleuchtete Maisha M. Auma im Rahmen der Vorlesungsreihe „Intersectional Diversity Studies. Critical Diversity and Gender Studies in the 21st Century“ Themen rund um Diversität in Wissenschaftsinstitutionen, Inklusion und Intersektionalität kritisch und aus transnationalen Perspektiven. Zusätzlich bot sie ein LabMeeting/Kolloquium im Blockformat an.