„Writing Berlin“ – Berlin als literarische Frontstadt im Kalten Krieg
Eines der Projekte, mit denen Temporal Communities in den letzten sechs Jahren die Literatur erforscht hat, ist Writing Berlin. Es untersucht, wie die beiden Hälften der geteilten Metropole Berlin nach dem Mauerbau kulturell und literarisch „aufgerüstet“ wurden. Als Zentren internationaler Literaturpolitik wurden sie mit Energie und Einfallsreichtum zu strahlenden Schaufenstern ihrer konkurrierenden ideologischen Systeme gestaltet.
Literatur im politischen Spannungsfeld
Dichter:innen, Schriftsteller:innen, Essayist:innen und Künstler:innen aus aller Welt wurden im Wettstreit um die kulturelle Vorherrschaft nach Berlin eingeladen und sollten hier politisch vereinnahmt werden.
Doch so sehr Literatur und Kunst auch in den Dienst der Politik gestellt wurden, so sehr entwickelten sie ihre eigenen Dynamiken, mit denen sie die Zielsetzungen des kulturellen Wettkampfs in Frage stellten – manchmal sehr bewusst, viel häufiger jedoch durch die Art und Weise, wie Literatur sich durch ihre Vieldeutigkeit immer wieder dem politischen Zugriff entzieht.