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Dr. Stein, Sie sind am Exzellenzcluster „Matters of Activity. Image Space Material“ beschäftigt. Dessen Grundannahme ist es, dass Bilder, Materialien und Räume gar nicht tot und passiv, sondern lebendig und aktiv sind. Wie können denn Materialien wie Textilien, Holz oder Metall lebendig sein?

Wenn ich zum Beispiel etwas aus Holz baue, stelle ich meist seine eigene Aktivität still. Ich verschraube es, fasse es ein oder verleime es. Wenn ich aber die Aktivität des Holzes zulasse und idealerweise für meinen Bau nutze, kann ich ganz andere Formen von Design denken. Es reagiert zum Beispiel auf Feuchtigkeit oder Temperatur. Ein Fensterverschluss aus Holz kann sich durch die Eigenaktivität des Holzes bei starker Sonneneinstrahlung schließen und bei Dunkelheit öffnen. Dahinter steckt keine Mechanik, kein Motor. Das Holz hat also einen „materiellen Code“, der eine Aktivität auslöst. Wenn wir diese Codierung verstehen, die auch Bildern und Räumen innewohnt, können wir sie benutzen.

Aus dem Wissen über die Aktivität von Materie wollen Sie Design-Strategien für Architektur, Robotik, Textilien oder auch für die Chirurgie entwickeln. Wie gelingt Ihnen der Wissenstransfer in die Arbeitswelt?

Unser Vorgänger-Cluster „Bild Wissen Gestaltung“ hat bereits ein weltweit einzigartiges Masterprogramm entwickelt, den „Open Design Master“. Dort werden Designer*innen methodisch und theoretisch vorbereitet, mit aktiver Materie zu designen. Sie müssen diese figurative Aktivität ja überhaupt erst denken können. Sowohl die Lehrenden als auch die Studierenden dieses Doppel-Masters von der HU Berlin und der Universidad de Buenos Aires kommen aus vielen verschiedenen Disziplinen und aus rund 15 Ländern. Wir versuchen, ihnen eine radikale Interdisziplinarität beizubringen. Sie sollen lernen, andere Fächer über das Hineinschnuppern hinaus zu verstehen. Das beinhaltet geisteswissenschaftliches Arbeiten, Programmieren oder auch praktische Laborarbeit.