Lesen ohne Hürden
Wissenschaftliches Wissen sollte kein Geschäftsmodell sein, sondern allen Menschen weltweit frei und kostenlos zur Verfügung stehen. Das ist der Grundgedanke von Open Access. Die Bewegung entstand in der Mitte der 1990er Jahre und erlebt seitdem stetig Zulauf. Als Gegenstück zu den kommerziellen Wissenschaftsverlagen, die häufig hohe Nutzungsgebühren für Publikationen erheben, gründeten viele Forschende in den vergangenen Jahren ihre eigenen Journale und ermöglichten damit alternative Publikationswege und einen neuen Umgang mit Forschungsliteratur. Das Einreichen, Begutachten, Produzieren und Veröffentlichen der Forschungsarbeiten ist allerdings sehr zeitintensiv und kommt zum ohnehin schon hohen Arbeitspensum der Forschenden noch hinzu. Universitätsverlage wie BerlinUP können helfen.
Dr. Andreas Brandtner ist jemand, der den Open-Access-Gedanken nicht nur begrüßt, sondern auch daran arbeitet, ihn in die Tat umzusetzen. Gefördert von der Berlin University Alliance (BUA) gründete der Leiter der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin (FU Berlin) gemeinsam mit den Bibliotheksleitungen der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin), der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin kürzlich den Universitätsverlag „Berlin Universities Publishing“ (BerlinUP) als Open-Access-Verlag.
Viel Zuspruch aus der Wissenschaft
„Gerade in Berlin haben wir schon sehr frühzeitig begonnen, über Open Access nachzudenken“, sagt Andreas Brandtner. Die von deutschen und internationalen Forschungsorganisationen 2003 beschlossene „Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ etwa gilt als Meilenstein der Open-Access-Bewegung. Im Jahr 2015 verabschiedete des Land Berlin eine Open-Access-Strategie mit dem Ziel, wissenschaftliche Publikationen, Forschungsdaten und Daten zum kulturellen Erbe öffentlich zugänglich und nutzbar zu machen. Kurze Zeit später entstand an der FU Berlin das Open-Access-Büro Berlin, das die Berliner wissenschaftlichen und kulturellen Landeseinrichtungen dabei unterstützt, die Open-Access-Strategie umzusetzen.
Daran anknüpfend startete 2019 das Projekt Berlin Universities Publishing – zunächst als gemeinsame Publikationsplattform der vier BUA-Verbundpartnerinnen – mit Fördermitteln des Exzellenzverbunds. „Die Starthilfe durch Exzellenzmittel war enorm wichtig, sonst hätten wir dieses Projekt nicht stemmen können“, betont Andreas Brandtner. Alle vier beteiligten Universitätsbibliotheken konnten Personal einstellen und die notwendigen Strukturen eines zukünftigen Open-Access-Verlags aufbauen. Die Idee eines Universitätsverlags stieß in der Wissenschaftscommunity auf viel Zuspruch: „Forschende aller vier BUA-Einrichtungen fanden es wichtig, neue Publikationswege anzubieten und hatten ein ganz ausgeprägtes Interesse an unseren Plänen“, erinnert sich Andreas Brandtner, der in der Wissenschaft generell den zunehmenden Wunsch beobachtet, „das Publizieren zurück in den akademischen Bereich zu holen.“