Warum die Erderwärmung unsere liberale Gesellschaft gefährdet - Ein Beitrag der Sozialwissenschaftlerin Hanna Schwander
25.02.2025
Mit Blick auf die Bundestagswahl im Februar 2025 startet die Berlin University Alliance in Kooperation mit dem TAGESSPIEGEL eine neue Serie. In der achten Folge erklärt die Sozialwissenschaftlerin Hanna Schwander von der Humboldt-Universität zu Berlin, warum die Erderwärmung die liberale Gesellschaftsordnung gefährdet.
Berlin erlebte gerade eisige Wintertage, so mag der Klimawandel schnell in Vergessenheit geraten. Von aktuellen Themen wie der Wirtschaftskrise, der globalen Sicherheitslage oder der Migration wird er aus der öffentlichen Diskussion verdrängt. Doch die Erderwärmung wird nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unsere politische Landschaft verändern.
Der Kampf um wirksamen Klimaschutz stellt einen neuen gesellschaftlichen Konflikt dar. Er öffnet neue politische Gräben und vertieft bestehende: Zwischen den Generationen oder zwischen Stadt und Land. In vielen Ländern mobilisieren die Gegner von Klimaschutzmaßnahmen. Die „Gelbwesten“-Bewegung in Frankreich blockierte von 2018 bis 2020 Straßen, Autobahnen und Trankstellen und lieferte sich Straßenschlachten mit der Polizei. In Deutschland trieb die Abschaffung von Steuervergünstigungen für Agrardiesel im Januar 2024 wütende Landwirte auf die Straße. Aus Protest kippten sie Gülle auf Wege, blockierten Autobahnen und fuhren bis vor die Türen der Bundesregierung. Politischer Protest ist legitim und ein wichtiger Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Problematisch für die liberale demokratische Gesellschaftsordnung kann es jedoch werden, wenn die Auseinandersetzung um die Klimakrise von radikalen und demokratiefeindlichen Parteien genutzt wird.