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Nadin Gaasch

Referentin für Research Foren in Objective 2: Fostering Knowledge Exchange

07.09.2020

Neu in der Berlin University Alliance

Neu in der Berlin University Alliance
Bildquelle: Studio GOOD

Eine Säule der Knowledge Exchange-Strategie der Berlin University Alliance ist der Austausch über Einrichtungsgrenzen hinweg und mit Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Kultur, Wirtschaft und der Gesellschaft. In sogenannten Research Foren soll dieser multidirektionale Wissensaustausch gestärkt und Lösungen für drängende Fragen unserer Zeit diskutiert und entwickelt werden. Seit Juli 2020 ist Nadin Gaasch in Objective 2: Fostering Knowledge Exchange Referentin für Research Foren. Zuvor war sie als Referentin für Wissenschaftsmanagement am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) e.V. tätig.

Frau Gaasch, Sie sind Referentin für Research Foren. Was können wir uns unter diesem Format vorstellen?

Wissenschaft integriert außerwissenschaftliche Expertise – das ist die Kernidee der Research Foren. Unter einem Research Forum ist ein mehrjähriger Prozess zu verstehen, mit dem wir Forschungsfragen aus dem Bereich der Grand Challenges – den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit – beantworten und weiterentwickeln sowie gleichzeitig praktische Lösungen für globale Zielsetzungen wie die des sozialen Zusammenhalts oder der globalen Gesundheit erarbeiten. „Wir“ heißt: Forschende gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Aufgrund ihres transdisziplinären Ansatzes sind die Research Foren ideal geeignet, neue Ideen zu entwickeln und eingetretene Pfade des einseitigen Wissenstransfers zu verlassen. Transdisziplinarität bedeutet, thematisch und methodisch nicht in einer einzelnen wissenschaftlichen Disziplin oder in der akademischen Welt zu verharren, sondern Forschungsfragen aus mehreren Perspektiven in kritischer Reflexion mit außeruniversitären Partnerinnen und Partnern zu formulieren und zu bearbeiten. Das Kernelement eines solchen Prozesses ist die Integration von Wissen auf Augenhöhe insbesondere in der gemeinsamen Beschreibung des Problems und der Partizipation im Forschungsprozess als Forschungsprinzip – zusätzlich zur disziplinären und interdisziplinären Forschung.

Mit den Research Foren entstehen somit neue Perspektiven für die Wissenschaft und praktische Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme – für Berlin und darüber hinaus.

Warum ist der Dialog mit Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft für die Wissenschaft so wichtig?

Zwischen Wissen und Handeln besteht oft eine Diskrepanz. Wir wissen zum Beispiel, dass die globale Erderwärmung nicht die Zwei-Grad Marke bis zum Jahr 2100 überschreiten darf; wir wissen im Grunde genommen auch, was wir dafür tun müssen. Dennoch führen individuelle, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Verhaltensweisen dazu, dass dieses Nachhaltigkeitsziel höchst wahrscheinlich nicht erreicht wird. Warum ist das so? Weil jeder und jede einen eigenen Wissensschatz in sich trägt und eigene Vorstellungen und Interessen verfolgt. Somit ist Wissenschaft nur ein Player von vielen, wenn es darum geht, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten. Wir brauchen das Wissen möglichst aller Interessengruppen, um robuste Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Welt zu entwickeln. Es geht letztlich nur miteinander.

Zu welchem Thema planen Sie das nächste Research Forum?

Mit den Research Foren begleiten wir insbesondere die Grand Challenge Initiatives der Berlin University Alliance. Zwei globale Herausforderungen wurde bereits als Themenschwerpunkte identifiziert: Social Cohesion und Global Health. Für beide Themen planen wir derzeit die transdisziplinären Begleitprozesse und die Auftaktformate – dies eng mit den Kolleginnen und Kollegen aus Objective 1. Letztlich liegt beiden Themenschwerpunkten die Suche nach dem „Berliner Ansatz“ zugrunde: Welche Relevanz haben die Themen in der Berliner Gesellschaft und in der Berliner Forschungslandschaft und welchen spezifischen Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen kann Berlin gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich, kulturell und wissenschaftlich leisten? Mittelfristig wollen wir die eingesetzten Methoden und Formate weiterentwickeln, um Themen aus der Gesellschaft in die Wissenschaft zu bringen und damit neue Rollen für alle Beteiligten auszuprobieren.

Bereits während der Antragsphase für den Exzellenzverbund haben wir ein Research Forum zum Thema „New Health: Ethische Herausforderungen durch Digitalisierung“ durchgeführt. Die Ergebnisse der Projektevaluation bestätigen nicht nur das große Interesse, sondern auch die Notwendigkeit, gesellschaftspolitische Fragen und Prozesse transdisziplinär anzugehen und gemeinsam zu lösen. Neben Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern haben bei diesem Research Forum Vertreterinnen und Vertreter gesundheitsnaher Vereine und Verbände, Unternehmen und Politikbereiche ethische Herausforderung und Chancen diskutiert, die mit Digitalisierung im Gesundheitswesen verbunden sind. Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Diagnostik wurde dann als Folgeprojekt KIRA konzeptionell weiterentwickelt. Im Rahmen einer transdisziplinären Konsultation von Betroffenen und Beteiligten wurden gemeinsam Empfehlungen zur weiteren Entwicklung von KI in der Radiologie erarbeitet.

Warum ist die Berlin University Alliance besonders gut geeignet für diesen institutions- und disziplinübergreifenden Austausch?

Die Zahlen sprechen für sich: Mit fast 1700 Professorinnen und Professoren und über 580 Studiengängen bieten die drei großen Berliner Universitäten und die Charité eine breite Expertise – ideale Bedingungen, um den multidirektionalen Wissensaustausch weiterzudenken und neue Verfahren zu entwickeln. Die Exzellenzstrategie ermöglicht nun zusätzliche Räume für Experimente und kreative Ideen. An den notwendigen Strukturen für ein gemeinsames Denken und Arbeiten müssen wir allerdings noch ein wenig basteln.

Sie ergänzen das Fostering Knowledge Exchange-Team seit zwei Monaten. Gab es anfängliche Herausforderungen?

Sicherlich gab es diese. Der Start in einem komplexen Gebilde wie das der Berlin University Alliance ist immer eine Herausforderung. Aber letztlich ist es genau mein Ding: zuhören, nachfragen, unterschiedliche Interessen zusammenbringen und Lösungen finden. Ich spüre in unserem noch kleinen Team sehr viel Elan, jetzt so richtig durchzustarten – was mich nicht überrascht, aber sehr motiviert.

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