Exzellenz auf Weltniveau braucht klares Bekenntnis der Politik
Berlin University Alliance fordert sichtbare Positionierung in den laufenden Koalitionsverhandlungen zu universitärer Spitzenforschung
News vom 01.11.2021
Der Berliner Exzellenzverbund „Berlin University Alliance“ (BUA) erwartet von der Berliner Politik, dass bei den laufenden Koalitionsverhandlungen für eine neue Landesregierung die nötigen Ressourcen und Weichenstellungen für exzellente Forschung eine klare Priorität bekommen.
„Es ist belegt, dass die Wissenschaft neben der Kultur der entscheidende Motor für die Entwicklung der Bundeshauptstadt ist“, sagt die Sprecherin der Berlin University Alliance und Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst. „Allein im Jahr 2019 haben Start-ups, die aus Berliner Hochschulen heraus entstanden sind, 62.600 Jobs in Berlin geschaffen und einen Umsatz von 8,4 Milliarden Euro generiert. Die Universitäten und die Charité – Universitätsmedizin Berlin gehören zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Wir erwarten, dass die Berliner Politik dieser Rolle auch eine entsprechende Priorität in ihren politischen Zielsetzungen einräumt. Bildung und Wissenschaft brauchen den größtmöglichen finanziellen und gesetzlichen Freiraum, damit sich die Ideen junger Menschen und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler entfalten können und Berlin weiter kreativ und innovativ bleibt.“
Die guten wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen in der ausgehenden Legislaturperiode haben es der BUA ermöglicht, Berlin Schritt für Schritt und mit anhaltendem Erfolg zur führenden Rolle als Wissenschafts- und Gesundheitsmetropole zu entwickeln.
Forderungen der Berlin University Alliance an den Berliner Senat
Diese guten Bedingungen müssten gesichert und weiterentwickelt werden, um in der internationalen und nationalen Konkurrenz – nicht zuletzt im bundesweiten Wettbewerb der Exzellenzstrategie – bestehen zu können, betont die BUA-Sprecherin.
Wie kann die Politik konkret unterstützen, um die Exzellenz des Wissenschaftsstandorts Berlin weiterzuentwickeln? Die BUA nennt die wichtigsten Punkte:
- Um im bundesweiten und internationalen Wettbewerb bestehen zu können, brauchen die Berlin University Alliance und ihre Mitglieder eine langfristige finanzielle Perspektive, um die infrastrukturellen Gegebenheiten zukunftsfähig zu machen. Das gilt in besonderem Maße für den Hochschulbau in Berlin. Bereits im Januar 2018 belegte ein im Auftrag der Berliner Hochschulen veröffentlichtes Gutachten einen Sanierungsstau von 3,2 Milliarden Euro. Denn exzellente Forschung und Lehre brauchen ausreichend Räume und Infrastruktur: für Begegnungen, Austausch, Geräte, Labore, Experimente und Ideen.
- Gesetzliche Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Forschung dürfen nicht einengen, sondern müssen den Einrichtungen Autonomie lassen und grundsätzlich das Ziel verfolgen, Innovationen und Ideen zu befördern und zu ermöglichen.
- Beschlüsse im neuen Berliner Hochschulgesetz müssen ausreichend finanziert und rechtssicher umsetzbar sein. Dies betrifft vor allem die Auswirkungen des § 110, mit dem die Entfristung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern festgeschrieben wurde. Die Berlin University Alliance steht durch diese Regelung vor riesigen Herausforderungen in der Umsetzung ihres Förderprogramms und ihrer Weiterentwicklung zur Stärkung der Spitzenforschung.
- Der Erfolg der Berliner Wissenschaft braucht schon jetzt Rückendeckung für die nächste Runde der Exzellenzstrategie ab 2026, politisch wie finanziell. Hier geht es nicht nur um die Unterstützung des Exzellenzverbunds Berlin University Alliance selbst, sondern auch um große und starke Forschungsverbünde, insbesondere die Exzellenzcluster. Hier müssen im Dialog zwischen der Politik mit den Exzellenzuniversitäten die bestehenden Cluster auf dem Weg in die nächste Phase begleitet und gleichzeitig die Entwicklung neuer Cluster in den zentralen Berliner Wissenschafts-Zukunftsfeldern konzertiert vorangebracht werden.
Auf diese Weise kann nicht nur die Berliner Wissenschaft, sondern auch die Berliner Wissenschaftspolitik weiter zu einem echten internationalen Aushängeschild und Vorbild für andere Metropolregionen werden. Neue Karrierewege können aufgezeigt und gestaltet, Arbeitsplätze gesichert und Wissen für Gesellschaft und Wirtschaft geschaffen werden. Das sollte das gemeinsame Ziel sein.
Wissenschaft kann Politik unterstützen und hat Lösungsvorschläge im Gepäck
Die Erwartungen an die Berlin University Alliance sind hoch. Sowohl von Seiten der Mitglieder der Verbundpartnerinnen, als auch von der Politik, der Gesellschaft, den Mittelgeberinnen und Mittelgebern sowie besonders von Seiten der internationalen Forschungscommunity. Die Mitglieder der BUA möchten diese Erwartungen erfüllen. Wissenschaftspolitikerinnen und -politiker sowie Wissenschaftsmanagerinnen und -manager in Deutschland und Europa beobachten, wie sich das Projekt BUA entwickelt und ob die neuen Ansätze für eine neue Form der Forschung im 21. Jahrhundert übertragbar sind. Dabei stehen nicht nur die Fördermechanismen im Fokus des Interesses, sondern vor allem die Entwicklung des Universitäts- und Forschungsstandortes Berlin.
Die Herausforderungen für die kommende Berliner Landesregierung sind groß. Es geht um viele Politikfelder: Digitalisierung, Modernisierung der Verwaltung, Gesundheit, Schulen, Verkehr, Wohnen, Klima- und Umweltschutz. Bei all diesen Themen kann und will die Wissenschaft unterstützen und hat Lösungsvorschläge parat.
Die Berlin University Alliance ist angetreten, um Gesellschaft und Wissenschaft noch stärker miteinander zu verbinden und gemeinsam aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu besprechen und zu meistern. Das kann die Wissenschaft aber nur mit klarer Unterstützung durch die Politik und als Berater für die Politik schaffen. Dafür steht die Berlin University Alliance bereit.
Mit den erfolgreichen Förderentscheidungen zur Exzellenzstrategie hat Berlin im Jahr 2019 einmal mehr unter Beweis gestellt, auf welch hohem internationalen Niveau seine wissenschaftlichen Einrichtungen stehen. In internationalen Rankings und im aktuellen Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft sind die Berliner Universitäten und die Charité hervorragend in einem harten Wettbewerbsumfeld platziert. Sieben Exzellenzcluster und die Förderung der Berlin University Alliance als Exzellenzverbund auf institutioneller Ebene zeugen von dem Erfolg, der das Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Berliner Universitäten und der Charité ist. Dieser Erfolg darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.
Die Berlin University Alliance
Die Berlin University Alliance ist der Verbund der drei Berliner Universitäten Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin für die gemeinsame Gestaltung von Wissenschaft in Berlin. Die vier Partnerinnen haben sich zusammengeschlossen, um den Wissenschaftsstandort Berlin zu einem gemeinsamen Forschungsraum weiterzuentwickeln, der zur internationalen Spitze zählt. Im Zentrum der Zusammenarbeit stehen dabei die gemeinsame Erforschung großer gesellschaftlicher Herausforderungen, die Stärkung des Austausches mit der Gesellschaft, die Nachwuchsförderung, Fragen der Qualität und Wertigkeit von Forschung sowie übergreifende Vorhaben in Forschungsinfrastruktur, Lehre, Diversität, Chancengerechtigkeit und Internationalisierung. Die Berlin University Alliance wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.
Gemeinsame Pressemitteilung der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Pressekontakt
Hans-Christoph Keller, kommissarischer Pressesprecher der Berlin University Alliance und Pressesprecher der Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail: medien@berlin-university-alliance.de