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Verstehen, was Gesellschaften zusammenhält, und für die Zukunft nutzbar machen

Die Berlin University Alliance bewilligt sechs wegweisende Forschungsprojekte in ihrer Förderlinie „Grand Challenge Initiatives“ Social Cohesion

News vom 28.09.2020

Sozialer Zusammenhalt ist eine globale Herausforderung. Das Verständnis gesellschaftlicher Transformationen ist ein Schlüssel für ein gelingendes Zusammenleben in einer komplexen, heterogenen Welt. Die Berlin University Alliance hat nach einem zweistufigen Auswahlverfahren sechs sogenannte „Exploration Projects“ identifiziert. Diese Projekte forschen in unterschiedlichen Disziplinen und wissenschaftlichen Einrichtungen zu den Dynamiken, Perspektiven und Grenzen dessen, was unsere Gesellschaften im Kern zusammenhält. Sie werden ab Oktober 2020 mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 7,1 Millionen Euro über die nächsten 3 Jahre gefördert.

Die ausgewählten Projekte

  • „Museen als Räume der sozialen Kohäsion“: Ziel des Projekts ist es, mit Blick auf soziale Kohäsion die soziale Rolle von Museen, die im Verbund mit Universitäten zentrale Orte der Wissensvermittlung und Gemeinschaftsbildung sind, neu zu befragen.
  • „Transforming Solidarities. Praktiken und Infrastrukturen in der Migrationsgesellschaft“: In Berlin als „Labor“ der Migrationsgesellschaft untersucht das Projekt in den Feldern Arbeit, Wohnen und Gesundheit, was Solidarität ist sowie unter welchen Bedingungen sie wo und in welcher Form entsteht.
  • „The Laws of Social Cohesion (LSC) – Zur Bedeutung des Rechts für die demokratische Gestaltung sozialen Zusammenhalts“: LSC untersucht, wie genau das Recht das Zusammenleben aktiv formt, gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert, wo dessen integrative Grenzen liegen oder inwiefern es gesellschaftlichen Zusammenhalt möglicherweise sogar gefährdet.
  • „Social Cohesion and Civil Society. Interaction Dynamics in Times of Disruption“: Sozialer Zusammenhalt ist ein wesentlicher Gestaltungsfaktor unserer Gesellschaft und entfaltet sich im Austausch untereinander immer wieder neu. Das Projekt untersucht, wie sich unter den Beschränkungen der aktuellen Krise diese Interaktionen anders organisieren und was das für unseren sozialen Zusammenhalt bedeutet.
  • „Social cohesion, food and health. Inclusive food system transitions“: Fragen des sozialen Zusammenhalts sind untrennbar mit unseren Ernährungssystemen und ernährungsbezogener Gesundheit verbunden und stehen in enger Wechselwirkung. Das Projekt untersucht diesen Zusammenhang erstmals systematisch.
  • „Beyond social cohesion – Global repertoires of living together (RePLITO)“: Das Projekt hat das Ziel, ein digitales Archiv der marginalisierten, oft vernachlässigten oder unsichtbaren Formen des Zusammenlebens zu schaffen, um unser Verständnis für andere Formen des Zusammenlebens zu erweitern und sozialen Zusammenhalt aus einer transregionalen Perspektive neu zu überdenken.

Zur Auswahl der Projekte äußert sich Prof. Dr. Martina Löw, Mitglied des Steuerungskomitees für die Grand Challenge Initiatives erfreut: „Die Projekte decken ein breites Spektrum der für Social Cohesion höchst relevanten Themenfelder ab: angefangen bei kultureller Inklusion, über die Probleme in Zivilgesellschaften, aktuelle Fragen von Gesundheit und Ernährung sowie von Migration bis hin zu Rechtsfragen. Sie ergänzen sich in ihren Fragestellungen und ermöglichen so eine umfassende Analyse der großen Herausforderung Social Cohesion.“

Was sind die Grand Challenge Initiatives und ihre „Exploration Projects“?

Die Grand Challenge Initiatives der Berlin University Alliance sollen größere interdisziplinäre Forschungsverbünde in Berlin etablieren, die drängende gesellschaftliche Zukunftsfragen in den Blick nehmen. Die erste Grand Challenge Initiative widmet sich Fragestellungen zu Social Cohesion. Die geförderten „Exploration Projects“ sollen hier einen spezifisch Berliner Ansatz zu diesen Fragen bilden. Dieser Ansatz vernetzt die Forschung der Partnereinrichtungen in der Berlin University Alliance untereinander, überbrückt die Distanz der Fachrichtungen zueinander und bezieht auch nichtakademische Akteure aus Gesellschaft und Politik ein. Mit diesem transdisziplinären Ansatz tragen die „Exploration Projects“ wesentlich zur Weiterentwicklung der Grand Challenge Initiatives des Verbunds bei und stärken den Forschungsstandort Berlin auch im globalen Vergleich.

Dass sich die erste Grand Challenge dem Thema sozialen Zusammenhalts widmet, kommentiert Prof. Dr. Martina Löw: „Viele Menschen nehmen ein Schwinden sozialen Zusammenhalts wahr. Diesen Eindruck muss man ernst nehmen. Gerade in Zeiten radikalen sozialen Wandelns müssen die Formen von Zusammenhalt neu überprüft werden.“

Der Verbund legt mit den „Exploration Projects“ auch einen besonderen Zuschnitt an Fördermaßnahmen vor. Prof. Dr. Rainer Haag, Sprecher des Steuerungskomitees unterstreicht: „Die meisten öffentlichen Fördermaßnahmen in der Wissenschaft erlauben nur ein geringes Maß an Transdisziplinarität und Langfristigkeit. Das soll mit der Grand Challenge Initiative der Berlin University Alliance nun überwunden werden. Die ausgewählten Konsortien greifen gesellschaftlich Probleme auf, sollen neue Lösungen erforschen und innovative Wege der Wissensvermittlung aufzeigen. Die besten zwei Konsortien haben nach Abschluss der dreijährigen Förderung die Möglichkeit eine sogenannte ‚Einstein Research Unit‘ zu beantragen, um im Erfolgsfall eine gewisse Nachhaltigkeit des Forschungsverbundes zu ermöglichen.“ Einstein Research Units werden im Rahmen einer neuen Förderlinie der Einstein Stiftung Berlin unterstützt.

Institutsübergreifende Kooperation von Wissenschaft und Gesellschaft

Anträge konnten alle promovierten wissenschaftlichen Mitglieder einer der Partnereinrichtungen der Berlin University Alliance stellen. An jedem antragstellenden Konsortium sollten mindestens zwei Häuser des Verbunds beteiligt sein. Forschungsgegenstand und Methoden der sechs „Exploration Projects“ sollen eine besondere Strahlkraft entfalten. Ausschlaggebende Auswahlkriterien waren neben einem neuartigen und innovativen Ansatz die interdisziplinäre beziehungsweise transdisziplinäre Kooperation, eine vielfältige und hochkarätige Gruppenzusammensetzung, Konzepte zur Nachwuchsförderung und Wissenschaftskommunikation, Beteiligung gesellschaftlicher Akteure in Berlin sowie die langfristige Ausrichtung.

Prof. Dr. Rainer Haag erläutert das Verfahren: „Die Aufgabe des Steuerungskreises für die Grand Challenges war es, innerhalb der kurzen Startphase einen effizienten und transparenten Prozess für die Auswahl der Explorationsprojekte zu etablieren. Wir haben viele intensive Diskussionen hinter uns, aber sind mit dem Ergebnis der ersten Auswahlrunde sehr zufrieden“.

Die Berlin University Alliance

Die Berlin University Alliance ist der Verbund der drei Berliner Universitäten Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin für die gemeinsame Gestaltung von Wissenschaft in Berlin. Die vier Partnerinnen haben sich zusammengeschlossen, um den Wissenschaftsstandort Berlin zu einem gemeinsamen Forschungsraum weiterzuentwickeln, der zur internationalen Spitze zählt. Im Zentrum der Zusammenarbeit stehen dabei die gemeinsame Erforschung großer gesellschaftlicher Herausforderungen, die Stärkung des Austausches mit der Gesellschaft, die Nachwuchsförderung, Fragen der Qualität und Wertigkeit von Forschung sowie übergreifende Vorhaben in Forschungsinfrastruktur, Lehre, Diversität, Chancengerechtigkeit und Internationalisierung. Die Berlin University Alliance wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.

Gemeinsame Pressemitteilung der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Ansprechpartner für wissenschaftliche Nachfragen:

Christian Richter
Berlin University Alliance
Wissenschaftlicher Koordinator „Social Cohesion“
Objective – Focusing on Grand Challenges
Tel.: +49 30 838 69 746
E-Mail: christian.richter@berlin-university-alliance.de

Pressekontakt:

Christina Camier
Pressesprecherin
Berlin University Alliance
Tel.: +49 170 590 06 21
E-Mail: christina.camier@berlin-university-alliance.de

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