Streit um Wasser: Knappheit, Konflikte und Gerechtigkeit in Deutschland
Ella Hanewald, Charlotte Kress, Henriette Schubert-Zunker
Obwohl Deutschland reiche Wasserressourcen aufweist, führen deren ungleiche geografische Verteilung und die Klimakrise zu regionalen Wasserknappheiten und Konfliktpotenzial, insbesondere im Kontext der wirtschaftlichen Nutzung von Grundwasser durch Mineralwasserhersteller. Das Projekt untersucht daher die Spannungen zwischen Mineralwasserherstellern und protestierenden Bürger*inneninitiativen (BI) in Deutschland. Ziel ist es, die Gerechtigkeitsvorstellungen der Akteur*innen mit Blick auf folgende Fragen zu analysieren: Warum protestieren BI gegen lokale Wasserpraktiken der Mineralwasserfirmen und welche Forderungen stellen sie? Welche Wassernutzung sehen sie als gerecht(fertigt) an und warum? Es wurden drei Fallstudien beleuchtet: 1) Fall Weiding (Südostoberbayern): Die Firma InnFood Mineral Waters GmbH strebt an, Mineralwasser durch die Entnahme von Tiefengrundwasser aus zwei Brunnen zu vertreiben und ab 2026 einen Antrag auf Fortsetzung der Wasserförderung zu stellen. Daraufhin gründete sich im März 2018 die BI BINT, die gegen die geplante Vermarktung von Tiefengrundwasser eine Petition beim Bayerischen Landtag einreichte. 2) Fall Treuchtlingen (Mittelfranken): Die Altmühltaler Getränke GmbH zielte 2019 auf eine Verdopplung der Grundwasser-Fördermenge ab und wurde nach ersten Konflikten 2023 von der MEG Gruppe (Aldi Nord) übernommen. Die erneute Beantragung des Wasserrechts steht derzeitigen Überlastungstendenzen des Grundwasserreservoirs gegenüber, was seitens der BI Wasserinitiative Treuchtlingen kritisiert wird. 3) Fall Bergen (Oberbayern): Der Konzern Adelholzener Alpenquellen GmbH fördert Tiefengrundwasser in Bergen und führt dabei als Tochterunternehmen einer Ordensgemeinschaft den Gewinn an sozialen Einrichtungen und Projekte des Ordens ab. Bis 2025 muss der Konzern seine Wassernutzungsrechte erneuern und plant weitere Expansionen. Daraufhin gründete sich 2022 die BI Unser Bergener Wasser, u.a. um eine unabhängige Prüfung des Falls und mehr Transparenz zu fordern. Mit den relevanten Akteur*innen aus Weiding, Treuchtlingen und Bergen wurden bereits qualitative Interviews durchgeführt. Die Daten werden im Folgesemester qualitativ analysiert und ausgewertet und Ergebnisse anschließend final in einem Podcast veröffentlicht. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag im aktuellen Diskurs um Wassergerechtigkeit in Deutschland und verdeutlicht die Dringlichkeit, zukünftig nachhaltige Lösungen für eine gerechte Verteilung von Wasser finden.