Ein Gedächtnis der Studierendenschaft? Das Archiv des AStA FU an der Schnittstelle zwischen Institutions- und Bewegungsarchiv
Janik Hollnagel, Fabian Bennewitz
Archive sind das Gedächtnis von Staaten und Institutionen – im Falle der sogenannten „Freien“ Archive auch häufig von Bewegungen und nichtinstitutionalisierten Akteur:innen. Das Archiv des Allgemeinen Studierendenausschusses der Freien Universität Berlin (AStA FU) stellt hierbei eine Mischform dar: Zum einen werden ganz „klassisch“ Akten und Publikationen der Studierendenvertretung archiviert, zum anderen werden Unterlagen sowie insbesondere Veröffentlichungen und Flugblätter studentischer politischer Gruppen und Initiativen gesammelt. Im Rahmen des X-Tutorials wurden diese Unterlagen von Studierenden untersucht. Durch die interdisziplinäre Ausrichtung konnten so vielfältige neue Perspektiven auf Studierendenbewegungen der 1980er Jahre gewonnen werden. In den meist linken Gruppen und im AStA wurden sowohl genuin hochschulpolitische Fragen als auch allgemein in der Linken und/oder der Gesellschaft geführte Debatten, die auf den sozialen und politischen Raum der Universität übertragen wurden, behandelt. Sven Reichardt stellt in seiner umfassenden Studie zum Linksalternativen Milieu zwar fest, dass ein relevanter Teil desselben aus Studierenden bestand, geht jedoch, von einzelnen Ereignissen abgesehen, nicht auf dessen Tätigkeiten an den Hochschulen ein, obwohl diese für viele Linksalternative ein relevanter Ort ihres Lebens und ihrer politischen Praxis gewesen ist. Diese Verknüpfung wurde und wird weiterhin im Tutorium hergestellt. Die Studierenden erforschten jeweils einen Teilaspekt dieser Bewegungen, so wurden u. a. antirassistische Bewegungen an der FU, Behinderten-Aktivismus, Schwule und Lesbische Filmreihen, Sexismus-Debatten im AStA oder der Arbeitskampf der Tutor:innen (jeweils in den 1980er Jahren) untersucht. Die dabei erzielten Ergebnisse werfen ein vielseitiges Bild auf die hochschulpolitische Landschaft. Im geplanten Vortrag sollen ein bis zwei dieser Einzelaspekte sowie ihre archivische Vorgehensweise von Studierenden kurz vorgestellt werden. Das Ganze wird von den Tutoren gerahmt, die diese Schlaglichter kurz in den Kontext einordnen werden.