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Erster öffentlicher Auftritt der BUA in Brüssel

Konferenz zu Stakeholdern und der Reform der Forschungsbewertung

„Welche Rolle soll die Gesellschaft in der Zukunft der europäischen Forschung haben? Open Science in der Forschungsevaluierung und -bewertung“

„Welche Rolle soll die Gesellschaft in der Zukunft der europäischen Forschung haben? Open Science in der Forschungsevaluierung und -bewertung“
Bildquelle: Science|Business Publishing

Zu den Videoaufzeichnungen der Veranstaltung

Am 30. Juni 2022 präsentierte sich die Berlin University Alliance (BUA) erstmals in Brüssel als eine junge Organisation, in der sich vier angesehene Forschungsinstitutionen zusammengeschlossen haben. Das Thema der Konferenz verband die Besonderheiten der vier Verbundpartnerinnen mit aktuellen Entwicklungen auf europäischer Ebene: „Welche Rolle soll die Gesellschaft in der Zukunft der europäischen Forschung haben? Open Science in der Forschungsevaluierung und -bewertung“.

Zwei Policy-Sessions rahmten vier Podiumsdiskussionen, die sich vertieft mit spezielleren Aspekten der Einbeziehung von gesellschaftlichen Akteur*innen in die Forschung beschäftigten: Inwieweit kann man gesellschaftliche Akteur*innen an Grundlagenforschung beteiligen? Was können wir von der Translationswissenschaft und ihren Erfahrungen im Umgang mit gesellschaftlichen Akteur*innen lernen? Werden durch die zunehmende Einbindung der Gesellschaft auch die Sozial- und Geisteswissenschaften unterstützt? Und schließlich: Wie bezieht die transdisziplinäre Wissenschaft gesellschaftliche Akteur*innen mit ein, und ist das für die neuen experimentellen Forschungsprogramme der EU, die so genannten „Missionen“, relevant?

Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin

Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Science|Business Publishing

Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin, begrüßte alle Teilnehmer*innen im Namen des Exzellenzverbunds und wies darauf hin, dass der Verbund in seinen Zielen eng mit den aktuellen Entwicklungen auf europäischer Ebene verbunden ist, insbesondere im Hinblick auf den Austausch mit verschiedenen gesellschaftlichen Partner*innen.

Die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, stellte in ihrer Keynote klar, dass gesellschaftliche Akteur*innen eine nicht verhandelbare Rolle in der europäischen Forschung spielen, und begrüßte die Berlin University Alliance herzlich in Brüssel. Berlins Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Ulrike Gote, begrüßte die Konferenz als bemerkenswerten nächsten Schritt für die internationale Sichtbarkeit und das Engagement der BUA in Europa.

Das Policy-Panel I unter anderem mit Anna Panagopoulou, Europäische Kommission, und Maria Leptin, Präsidentin des Europäischen Forschungsrats.

Das Policy-Panel I unter anderem mit Anna Panagopoulou, Europäische Kommission, und Maria Leptin, Präsidentin des Europäischen Forschungsrats.
Bildquelle: Science|Business Publishing

Im Policy-Panel I skizzierte Direktorin Anna Panagopoulou, Europäische Kommission, zur Eröffnung den Kontext und die neuesten Entwicklungen auf EU-Ebene. Maria Leptin, Präsidentin des Europäischen Forschungsrats, begrüßte, dass sich Gesellschaft und Wissenschaft aufeinander beziehen, da Neugier ein natürlicher Aspekt der Menschheit sei. Die Prozesse und Methoden wissenschaftlichen Arbeitens – und insbesondere Unsicherheiten – werden jedoch tendenziell weniger gut verstanden. Die BUA hat daher auch bereits damit begonnen, ihre dritte Grand Challenge Initiative gemeinsam mit gesellschaftlichen Akteur*innen zu definieren, um die Interaktion mit der Gesellschaft auszubauen. Doch wo soll die Einbindung gesellschaftlicher Akteur*innen enden? Sollen sie auch mit entscheiden können? Forscher*innen bewerten? Und wenn ja, wie?

Die Grundlagenforschung wurde im ersten Open Forum vertieft: Obwohl es eine überraschende Vielfalt an Möglichkeiten gibt, sich in der Grundlagenforschung mit gesellschaftlichen Akteur*innen auseinanderzusetzen, sollten diese einen determinierenden Einfluss auf die Forschung haben? Sollte dieses Engagement gemessen werden, und wie? Und wie kann dies in Forschungsteams angegangen oder genutzt werden?

Die Charité ist sehr aktiv in der „Translationswissenschaft“, die man mit „Turning knowledge into health“ beschreiben kann – mit vielfältigen Möglichkeiten, verschiedene Stakeholder und Gruppen in die Prozesse einzubeziehen. Könnte dieser Ansatz als sinnvolle Vorlage verwendet werden, zum Beispiel für andere große Herausforderungen? Was ist eine „translationale Denkweise“, welche „Sprachen“ müssen übersetzt werden, und kann die Komplexität von Multi-Stakeholder-Prozessen überhaupt erfasst werden?

Das dritte Open Forum befasste sich mit der Rolle der Sozial- und Geisteswissenschaften in inter- und transdisziplinären Forschungsansätzen.

Das dritte Open Forum befasste sich mit der Rolle der Sozial- und Geisteswissenschaften in inter- und transdisziplinären Forschungsansätzen.
Bildquelle: Science|Business Publishing

Das dritte Open Forum befasste sich mit der Rolle, die Sozial- und Geisteswissenschaften (social sciences and humanities, SSH) in inter- und transdisziplinären Forschungsansätzen haben bzw. in Zukunft haben sollten. Und damit, dass der Nutzen, den SSH zur Lösung insbesondere globaler Herausforderungen beitragen könnte, davon abhängen wird, inwieweit sich die Naturwissenschaften für echte Co-Creation öffnen, anstatt SSH allenfalls für die Umsetzung zu nutzen. Transdisziplinarität (TD) ist nicht nur ein wichtiger Ansatz und eine Haltung der Berlin University Alliance, sondern auch das Prinzip, das den fünf „Missions“ – einem neuen, experimentellen Format für Forschung in Europa – zugrunde liegt. Aber passt TD in aktuelle Prozesse der Forschungsbewertung? Wie kann transdisziplinäre Forschung in die Entwicklungen zur Reformierung von Forschungsprozessen einfließen?

Das abschließende Policy Panel II entwickelte weitere Überlegungen zu den Grenzen der Einbeziehung von Interessengruppen, beispielsweise in der Grundlagenmathematik. Es beleuchtete, dass es in den Mitgliedsstaaten Europas grundlegend unterschiedliche Herangehensweisen an das Agenda Setting für die Wissenschaft gibt. Vertrauen sowie die Kommunikation in der Wissenschaft im Vergleich zur medialen Kommunikation bildeten den Hintergrund für die Diskussion dazu, welche Rolle Wissenschaftler*innen und deren Arbeit in unserer Gesellschaft spielen soll(t)en.

Mit einem gelungenen Empfang, an dem verschiedenste wichtige politische Akteur*innen in Brüssel teilnahmen, kann die Eröffnungskonferenz der BUA als starke und lohnende Veranstaltung angesehen werden, die bei den Teilnehmer*innen sicherlich einen guten Eindruck hinterlassen hat.

Sehen Sie sich die Aufzeichnungen auf der BUA-Website an! Der Inhalt wird bald auch für Sie relevant werden, darauf können Sie sich einstellen!

Weitere Infos: angelika.wilhelm@berlin-university-alliance.de 

Schlagwörter

  • EU