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Pandemien gemeinsam die Stirn bieten

Wilm Quentin, professor of Public Health and Global Health at Technische Universität Berlin

Wilm Quentin, professor of Public Health and Global Health at Technische Universität Berlin
Bildquelle: privat

Corona ist sicherlich nicht der letzte Virus, der sich global verbreiten wird. Wie Pandemien vermieden oder, einmal ausgebrochen, wirkungsvoll in Schach gehalten werden können und welche Strategien Gesundheitssysteme dafür entwickeln können, erforscht das inter- und transdisziplinäre Projekt G-WAC – German-West African Centre for Global Health and Pandemic Prevention. Finanziert wird es als DAAD-Globales Zentrum, Partner sind die Technische Universität Berlin, die Charité, das Universitätsklinikum Bonn, die Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi in Ghana sowie Akteur*innen des Gesundheitssystems. Das Projekt wird durch das Berlin Center for Global Engagement (BCGE) der BUA unterstützt.

Der Gesundheitssystemforscher Wilm Quentin koordiniert G-WAC am Institut für Management im Gesundheitswesen der TU Berlin

Herr Quentin, wie kam es zu dem Projekt?

Wilm Quentin: Ich habe die KNUST bereits 2009 kennengelernt, als ich im Rahmen meiner Masterarbeit in Ghana war. Danach habe ich immer wieder mit Kolleginnen und Kollegen aus der School of Public Health in verschiedenen Projekten kooperiert. Wir haben gemeinsam an der KNUST den Master of Health Systems and Research and Management entwickelt und eine Veranstaltungsreihe mit Politikern zum Austausch über das Gesundheitssystem etabliert. Die Ausschreibung des DAAD brachte uns dann erneut zusammen - mit der Universität Bonn und der Charité als weiteren Partnern, die ebenfalls schon mit Ghana kooperierten.

Warum ist die KNUST ein guter Partner?

Quentin: Das interdisziplinäre KNUST-College of Health Sciences bündelt alle Fachgebiete rund um Public und Global Health. Dort wird hervorragende Arbeit geleistet, von der wir Partner sehr profitieren. Deshalb bot es sich an, G-WAC dort zu etablieren. Wie andere westafrikanische Länder auch hat Ghana zudem Erfahrungen in der Bekämpfung gefährlicher Krankheiten wie Ebola oder Malaria. Außerdem verfügt Ghana über eines der besten Gesundheitssysteme Afrikas – rund die Hälfte der Bevölkerung ist krankenversichert. Auch vor diesem Hintergrund können wir uns sehr gut austauschen, wenn es zum Beispiel um Belastungen des Gesundheitssystems bei der Eindämmung von Pandemien geht.

Welche Aspekte berücksichtigen Sie?

Quentin: G-WAC bringt, verteilt auf die Projektpartner, sieben verschiedene Forschungsgruppen zusammen, die sich zum einen mit Treibern von Pandemien wie extensiver Landwirtschaft, Klimawandel oder der Übertragung von Krankheiten von Wildtieren auf Menschen beschäftigen. Andere Projekte wiederum beleuchten wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Gegebenheiten als wichtige Säulen für widerstandsfähige Gesundheitssysteme.

Was möchten Sie und ihre Kolleg*innen bis 2025 erreichen?

Quentin: Die Förderung bietet uns die große Chance insgesamt 14 Promotionsstellen in Ghana zu finanzieren. Für jeweils drei Monate pro Jahr kommt der wissenschaftliche Nachwuchs auch nach Berlin. Hierbei spielt die BUA eine wichtige Rolle als Unterstützerin: Forscher*innen der BUA stehen für die Betreuung der ghanaischen Doktorand*innen zur Verfügung. Außerdem ermöglichen wir deutschen Wissenschaftler*innen und Studierenden sowie anderen afrikanischen Wissenschaftler*innen kürzere Forschungsaufenthalte in Kumasi. Denn G-WAC soll nachhaltig wirken.

Die Förderung durch den DAAD ist auf fünf Jahre begrenzt. Wie wollen Sie Nachhaltigkeit erreichen?

Quentin: Nach ihrer Rückkehr werden die Nachwuchswissenschaftler*innen in Ghana an wichtigen Schnittstellen des Gesundheitssystems arbeiten oder ihr Wissen als Professor*innen an Studierende weitergeben. Vor allem werden die Netzwerke nicht nur zwischen Deutschland und Ghana, sondern auch zwischen den afrikanischen Staaten weiter ausgebaut. Und natürlich werden wir auf Grundlage unserer bisherigen Forschungsarbeit weitere Fördermittel einwerben.

Weitere Informationen

Das Projekt:

G-WAC wird fünf Jahre lang mit rund drei Millionen Euro als DAAD-Zentrum im Programm Globale Zentren für Gesundheit und Pandemievorsorge gefördert.

Zur Person: Wilm Quentin ist derzeit Professor für Public Health und Global Health an der Technischen Universität Berlin. Er ist promovierter Mediziner und studierte zudem Politikwissenschaft. Er absolvierte außerdem ein Masterstudium in Health Policy, Planning & Financing in London.