Crossing Boundaries im Palais der Kulturbrauerei: ein inspirierender Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft
Wie sieht die Zukunft des offenen Wissenslabors Berlin aus? Über 300 geladene Gäste brachten beim Netzwerkevent Crossing Boundaries am 22. November 2023 ihre vielfältigen Perspektiven und Zugänge zu dieser Frage zusammen − über Disziplinen und Gesellschaftsbereiche hinweg.
Dabei blieb unbestritten, dass Berlin bereits heute ein hervorragender Ort für Wissenschaft und den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft ist. Als offener, integrierter Wissens- und Innovationsraum birgt Berlin aber noch viele ungenutzte Potenziale, die wir als Berlin University Alliance gemeinsam mit engagierten Partner*innen und den Berliner Bürgerinnen und Bürgern entwickeln wollen.
"Wissenslabor 2033": wie sieht der Berliner Forschungsraum in 10 Jahren aus?
Alexandra-Gwyn Paetz, Geschäftsführerin der Berlin University Alliance (BUA) eröffnete den Abend und lud die Gäste in das "Wissenslabor 2033" ein, in dem führende Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik Thesen, Visionen und handfeste Forderungen zum Berliner Wissens- und Kommunikationsraum der Zukunft präsentierten.
„In Berlin gelingen die großen Transformationen“ - diese These wurde von Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin vertreten. In seinem Impuls bezog er sich vor allem auf die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen: nur ein geringer Teil der Weltbevölkerung lebe derzeit in einer liberalen Demokratie und es sei eine wichtige Aufgabe der Berliner Wissenschaft mit ihrer Forschung, diese liberale Demokratie nicht nur zu verteidigen, sondern zu stärken.
„Berlin ist weltweit als exzellenter Wissenschaftsstandort bekannt“ - zu dieser These sprach Dr. Michael Harms, stellvertretender Generalsekretär des DAAD. Mit belastbaren Zahlen und Daten aus Studien wurde zwar deutlich, dass Berlin bereits viele internationale Studierende und Forschende anzieht, dennoch gibt es noch einige Herausforderungen: Das Thema Willkommenskultur, um Menschen, die nach Berlin kommen nicht gleich bei Anmeldevorgängen zu verschrecken, muss gemeinsam angegangen werden. Schnittstellenfunktionen einzurichten wäre dabei ein erster Weg.
Prof. Dr. Sonja Schimmler vertrat die These: „Berlin ist durch Open Science ein transparentes und offenes Ökosystem“. Sie ist Forschungsgruppenleiterin am Fraunhofer FOKUS. Die Dichte des Berliner Forschungsraums und die bereits etablierte Kooperationskultur der großen Universitäten in der Berlin University Alliance biete viel Potenzial für die Vernetzung von Dateninfrastrukturen und Open Science, das in den nächsten Jahren gehoben werden muss. Dennoch steht auch hier die Frage im Raum: Wie können für Forschende beispielsweise der Anreiz zu Open Access Publikationen und der freie Zugang zu Daten erhöht werden?
„Berlin ist hoch attraktiv für exzellente Forschende aller Karrierestufen“ - diese These übernahm Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, PhD, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Sie beschrieb, dass die einzelnen Organisationen immer wieder vor der Herausforderung stünden, junge Wissenschaftler*innen in unterschiedlichen Karrierephasen zu fördern und sie dann auch zu beschäftigen. Der integrierte Forschungsraum Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, Infrastrukturen zu schaffen, die die reibungslose Beschäftigung über die Grenzen der Organisationen hinweg ermöglichen. Es sei aber auch an der Zeit, so Allmendinger, dass Forschungsorganisationen nicht nur Karrierewege in die Wissenschaft fördern, sondern Talente auch in Wirtschaft, Kultur, Politik oder Medien unterstützen.
Crossing Boundaries: Treffpunkt der Berliner Exzellenzcluster
Mit Crossing Boundaries hat die BUA einen Raum für die Vernetzung zwischen den Akteuren des Wissenschafts-Ökosystems Berlin geschaffen, denn wir sind überzeugt, dass sich die großen globalen Herausforderungen nur in engem Zusammenwirken meistern lassen. Dass die Berliner Exzellenzforschung hier viel beizutragen hat, zeigten die sieben Exzellenzcluster in ihren Themenspaces.
Perspektiven aus der Berlin University Alliance
"Crossing Boundaries ist nicht nur ein Motto, es ist der Schlüssel zu einer Wissenschaft, die nicht nur den Status Quo hinterfragt, sondern die Zukunft aktiv gestaltet", sagte Prof. Dr. Geraldine Rauch, Präsidentin der Technischen Universität und Sprecherin der BUA, bei der Eröffnung des Abendteils von Crossing Boundaries. In seinem Grußwort berichtete Dr. Henry Marx, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung: „Ich bin begeistert, immer wieder zu hören, dass die Kooperation zwischen den Häusern, die ja der Kern der Berlin University Alliance ist, inzwischen wirklich zur Kultur geworden ist, eine Kultur, die auch unterhalb der Führungsebene der Präsident*innen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gelebt wird.“
Prof. Dr. Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité und Mitglied im BUA-Board of Directors, Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied im BUA-BoD; Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin und Franziska Brychcy, Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung, diskutierten im Anschluss in einem Panel über die Gestaltung des Berliner Wissenschaftsraums. Dabei legte Moderatorin Boussa Thiam einen Fokus auf die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft. Laut Kroemer habe diese beispielsweise während der Corona-Pandemie sehr gut geklappt, müsse nun aber auch außerhalb der Krise verstetigt werden.
Die Perspektive der Studierenden und jüngeren Forschenden brachte Mara Ruwe in ihrem Gespräch mit Prof. Dr. Günter Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin und Mitglied im BUA-BoD, ein. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin und Mitherausgeberin des studentischen Journals „anwesenheitsnotiz“, das Hausarbeiten von Studierenden veröffentlicht, die zu schade für die Schublade sind.
Gemeinsam das offene Wissenslabor Berlin gestalten
Wir bedanken uns bei allen Gästen, die mit uns diskutierten, wie im Berliner Forschungsraum und Wissenschaftsstandort Grenzen überwunden werden können. Wir bedanken uns auch für ehrliche Worte und Hinweise darauf, was verbessert werden kann im „offenen Wissenslabor“ Berlin, damit die Thesen bis zum Jahr 2033 Wirklichkeit werden, damit notwendige Transformationsprozesse bewältigt werden, damit internationale Studierende und Forschende noch lieber in Berlin leben und wohnen, damit Open Science Forschende und Wissenschaftler*innen stets in ihrer Arbeit begleitet und damit gute Bedingungen für Forschende aller Karrierestufen Realität werden.