Führungsimpuls mit Anastasia Biefang
Als erste transgender Kommandeurin der Bundeswehr gab Anastasia Biefang spannende Einblicke in ihren Werdegang und forderte Mut von allen Führungskräften, etablierte Strukturen zu hinterfragen und für Diskriminierungsfreiheit einzustehen.
News vom 07.06.2024
Die Berlin Leadership Academy der Berlin University Alliance bringt Führungskräfte aller vier Verbundpartnerinnen zusammen und regt zum Austausch über Führungsaufgaben und -herausforderungen an. So auch in der Veranstaltungsreihe „Exzellent vernetzt“, in der renommierte Führungskräfte aus den unterschiedlichsten Branchen und Kontexten persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen als Führungskraft geben. Zum Blick „über den Tellerrand“ sind sowohl Professor*innen als auch herausgehobene Führungskräfte aus der Verwaltung der BUA-Partnerinnen eingeladen, um sich inspirieren zu lassen und Impulse für das eigene Handeln mitzunehmen.
Eine besonders beeindruckende Persönlichkeit hatte die Berlin Leadership Academy am 30. Mai 2023 in der Veranstaltung „Exzellent vernetzt – Führungsimpuls mit Anastasia Biefang“ zu Gast.
Anastasia Biefang, Oberstleutnant der Luftwaffe und erste transgender Kommandeurin der Bundeswehr, skizzierte im Impulsvortrag unter dem Titel „Einhorn in Flecktarn“ zunächst den steinigen Weg von Frauen und die diskriminierenden Strukturen in der Bundeswehr über die vergangenen Jahrzehnte hinweg bis heute, um dann sehr persönlich von ihrem Outing als trans Frau im Laufe ihrer Bundeswehrkarriere zu berichten. Fortschritte in Hinblick auf Diversität und Gleichberechtigung seien in der Regel auf den Kampf einzelner Betroffener zurückzuführen, nicht jedoch auf ein selbstinitiiertes Umdenken der Organisation als Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen.
Als Anastasia Biefang, die 1994 zur Bundeswehr eingezogen wurde, sich 2015 als trans Frau zu erkennen gab, hatte sie bereits eine Reihe von Führungspositionen innegehabt und wusste nicht, welche Konsequenzen ihr Outing für ihre weitere Karriere haben würde – dennoch empfand sie diesen Schritt als alternativlos. Heute ist Frau Biefang Abteilungsleiterin für Innovation und Übungen im Ausbildungszentrum Cyber- und Informationsraum. Zudem engagiert sie sich als stellvertretende Vorsitzende von QueerBw, der Interessenvertretung von LGBTQ+ Angehörigen der Bundeswehr.
Das Ringen um Gleichberechtigung und Diskriminierungsfreiheit dürfe man, so Anastasia Biefang, nicht nur den Betroffenen überlassen. Vielmehr sei es Aufgabe jeder Führungskraft, die eigene Organisation zu hinterfragen, Missstände aufzuzeigen und Grenzen zu verschieben. Dafür erfordere es Mut und Risikobereitschaft. Dies erwarte Frau Biefang von jeder Führungskraft – alles andere sei keine Führung, sondern reines Verwalten.
Im Anschluss an den Impulsvortrag tauschten sich die Gäste von FU Berlin, HU Berlin, TU Berlin und Charité angeregt miteinander und mit Anastasia Biefang über Anforderungen an eine Führungs- und Organisationskultur aus, die eine diskriminierungsfreie Umgebung des Belongings und der Akzeptanz von Vielfältigkeit ermöglicht. Parallelen und Unterschiede zwischen den Bedingungen in der Bundeswehr und denen bei den Verbundpartnerinnen wurden in dieser Hinsicht kontrovers diskutiert.
Einig waren sich die Gäste hingegen darin, dass der Führungsimpuls von Anastasia Biefang ganz besonders eindrucksvoll war. In der Englervilla der FU Berlin ließen die Gäste den Abend mit Snacks und Getränken gemeinsam ausklingen.
Wir bedanken uns bei Anastasia Biefang für ihren inspirierenden Beitrag sowie all unseren Gästen für den angeregten Austausch.